Interview mit der Coachin
Stell dich bitte kurz vor.
Mein Name ist Kristin Haidar. Ich bin Jahrgang 1968, verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Ich arbeite als psychologische Beraterin bzw. Personal- und Businesscoachin und Lehrerin für die Fächer Kunst und Biologie an einer Bremer Schule.
Wie bist du an die Beratung geraten – was hat dich daran interessiert?
Nach meinem Abitur und einem Berufsgrundbildungsjahr habe ich ein Lehramtsstudium begonnen und dieses mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen.
Nachdem unser zweites Kind im Kindergarten angekommen war, habe ich lange mit voller Stundenzahl an verschiedenen Bremer Schulen gearbeitet und das mit Herz und Leidenschaft. Eine Tatsache stellte mich aber nie zufrieden: Zeitmangel. Zeit, um neben der Lern- auch die Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler im Blick haben zu können.
Über verschiedene Weiterbildungen bekam ich die Möglichkeit, in den Coaching-Bereich hineinschnuppern zu können. Es hat mich fasziniert, Menschen in unterschiedlichen Problemsituationen dabei zu begleiten, eigene Lösungswege zu finden und sie dabei zu unterstützen, ihre inneren Ressourcen und (oft ungeahnte) Kräfte zu mobilisieren. Bald konnte ich in meiner Schule ein Beratungsangebot aufbauen und anbieten und seitdem berate ich unsere Schülerinnen und Schüler, wenn sie private Probleme oder Lernschwierigkeiten haben.
Nach einem berufsbegleitenden Fernstudium zur zertifizierten psychologischen Beraterin bzw. Personal- und Business-Coachin habe ich dann meine eigene Praxis Cléblatt als zweites Standbein aufgebaut. Ich bin glücklich darüber, Menschen in verschiedensten Lebens-, Berufslagen und Altersstufen beraten und zu mehr Lebensqualität verhelfen zu können.
Was ist deine Identität als Beraterin?
Mein Rückgrat ist zum einen über 20 Jahre Erfahrung in einem Beruf, bei dem ich mit Men-schen zu tun habe. Als Klassenleitung, Tutorin, Fachsprecherin, Beraterin und Kollegin beherrsche ich mein Handwerk mit all seinen Facetten. Meine Tätigkeit als Lehrerin hat mich erst einmal dahin geführt, dass ich zunächst Schülerinnen und Schüler gecoacht habe, um sie in ihrem Schulalltag zu unterstützen und ihnen bei schulischen oder privaten Problemen zu helfen. Später sind auch Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen hinzugekommen. Beide Zielgruppen sind immer noch fester Bestandteil meiner Coaching-Arbeit.
Zum anderen habe ich im mittelständischen Unternehmen meiner Eltern in den Ferien mein erstes Geld verdient, betriebliche Strukturen, unternehmerische Aufgaben und Anforderungen kennengelernt. All das hat mich geprägt. Und so habe ich auch ein Interesse daran entwickelt, über den Schulbereich hinaus Zielgruppen aus anderen Berufsbereichen anzusprechen. Und durch die Freude an der Sache habe ich daraufhin meine Coaching-Professionalisierung auf das Business-Coaching ausgeweitet. Hier sehe ich meine Stärken in der Persönlichkeitsentwicklung. Gefühle, Werte, Einstellungen, Kompetenzen und Ressourcen sind so Schlagworte, mit denen ich gerne z.B. mit Führungskräften, die in ihrer Rolle noch ankommen müssen, arbeite. Ich halte Menschlichkeit und Empathievermögen in diesem Berufsbild für absolut wichtig, denn Führungskräfte arbeiten mit Menschen und das bedarf Selbsterkenntnis und sozialer Kompetenzen.
Wie vereinbarst du deine anderen Rollen mit deiner Identität als Beraterin?
Ich arbeite weiterhin an der Schule als Lehrerin. Der Kontakt zu Schülern und Schülerinnen, Kollegen und Kolleginnen ist mir wichtig und bereichert mich. Er lässt mich mit seiner ganzen Lebenswirklichkeit weiterhin „am normalen Leben“ teilnehmen und das tut mir gut und bereichert mein Coaching und meine Beratung.
Außerdem bin ich über dreißig Jahre verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Mein Mann hat mich von Anfang an sehr bei meiner beruflichen Neuorientierung unterstützt und unsere Kinder waren voller Interesse. Das ist die Quelle für meine Energie, Kreativität und Überzeugung in all meinen Lebensbereichen.
Du siehst deinen Schwerpunkt rund um das Thema Schule, Ausbildung und Beruf. Wie bist du darauf gekommen?
Ich bin in vielerlei Hinsicht selber betroffen. Zum einen durch meinen eigenen beruflichen Werdegang und meinen Beruf als Lehrerin, den ich ja immer noch ausübe. Das Handwerk beherrsche ich. Ich habe aber auch Einblicke in unterschiedlichste andere Berufsfelder nehmen können dadurch, dass ich mir mein Studium selber finanzieren musste. Gastronomie, Hotelgewerbe Einzelhandel, Produktion, Medizin, da konnte ich eine Menge Erfahrung sammeln. Zudem komme ich aus einem unternehmerischen Elternhaus. Meine Eltern waren mit einem mittelständischen Unternehmen selbstständig und ich habe schon früh mitbekommen, was es heißt, selbstständig zu sein und Personal zu führen. Und schließlich habe ich mich weitergebildet in einem ganz anderen Berufsbereich.
Inwiefern kann ein Coaching oder eine psychologische Beratung hier sinnvoll sein?
Das Berufsfeld Schule z.B. ist so vielfältig und herausfordernd. Da kann man leicht an seine Grenzen kommen. Beratung im Sinne von Supervision kann da Gold wert sein. Oft kommen aber auch private Probleme hinzu, die die berufliche Zufriedenheit blockieren. Partnerschaftliche Probleme, Trennung, der Tod eines Angehörigen, Schwierigkeiten mit den eigenen Kindern um nur einige Themen zu nennen. Das kann in der Beratung mit aufgegriffen werden.
Woran, denkst du, erkennen die Klienten, dass sie einen guten Coach oder eine gute Coachin vor sich haben?
Einen guten Coach oder eine gute Coachin machen in meinen Augen zum einen methodische Kompetenz und zum anderen emotionale Kompetenz aus. Klienten sind doch in der Regel sehr sensibel dafür, ob es dem Coach gelingt, sie zu verstehen, sie auf Augenhöhe abzuholen und empathisch zu sein. Wem das als Coach mit Humor, Leichtigkeit und gleichzeitiger Tiefe, Ehrlichkeit, manchmal auch Unerbittlichkeit, Geduld und Wertschätzung gelingt, ist für mich ein guter Coach. Im Business-Coaching sollte der Coach aber auch über ein Grundverständnis und eine gemeinsame Sprache bezüglich der beruflichen Lebenswelt der Klienten verfügen.
Ich feile stetig an meinen Kompetenzen, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Woran, denkst du, erkennen die Klienten, dass sie einen guten Berater oder eine gute Beraterin vor sich haben?
Das macht in meinen Augen zum einen methodische Kompetenz und zum anderen emotionale Kompetenz aus. Klienten sind doch in der Regel sehr sensibel dafür, ob es dem Berater/der Beraterin gelingt, sie zu verstehen, sie auf Augenhöhe abzuholen und empathisch zu sein. Wem das als beratende Person mit Humor, Leichtigkeit und gleichzeitiger Tiefe, Ehrlichkeit, manchmal auch Unerbittlichkeit, Geduld und Wertschätzung gelingt, ist für mich ein gut. Im Business-Coaching sollte der Coach oder die Coachin aber auch über ein Grundverständnis und eine gemeinsame Sprache bezüglich der beruflichen Lebenswelt der Coaches verfügen.
Ich feile stetig an meinen Kompetenzen, um diesem Anspruch gerecht zu werden.